Donnerstag, 7. April 2011

Das Ende

Die 4 Wochen auf Jamaika vergingen wie im Flug. Jamaika bietet eine unglaubliche Vielfalt an verschiedensten Orten, die ich so ziemlich alle während meiner Inselumrundung besucht habe. Egal ob weiße Traumstrände, Wasserfälle im Regenwald, oder Berge, die sich höhentechnisch mit der Zugspitze messen können; Jamaika bietet Alles. Ganzjährig Temperaturen von 25°C bis 30°C, besser geht es wohl nicht mehr. War schon 'ne coole Zeit dort unten.

Von Sommer pur ging es dann erstmal für eine Nacht zurück in’s kalte Montréal. Ich musste meine Wintersachen noch von meinen alten Hosts abholen und wollte mich für meine quasi letzte Reise vorbereiten. New York City habe ich mir als großes Finale meiner Reise ausgesucht. Nach wieder einmal „spaßigen“ 11 Stunden im Zug, kam ich dann endlich in der Stadt der Städte an. Ziemlich erschöpft musste ich mir abends um 22 Uhr noch den Weg durch das New Yorker Untergrundsystem zu meinem Host bahnen. Überraschenderweise war das U-Bahn-Netz wesentlich überschaubarer und durchdachter als ich es für möglich gehalten hätte. Nach einer kurzen dreiviertel Stunde war ich dann auch schon in der Wohnung meines Hosts mitten in Manhattan.

Nächsten Tag bin ich schon extra „früh“ aufgestanden, weil ich unbedingt wie ein Verrückter durch die Stadt rennen wollte. Um 10 Uhr war ich bereit mich durch Manhattan zu wühlen. Erstes Ziel: Central Park. Der Central Park ist wohl einer der, wenn nicht sogar der bekannteste Stadtpark der Welt. Er ist wirklich riesig, aber so besonders schön fande ich ihn gar nicht. Kann natürlich auch daran liegen, dass gerade erst der Frühling angefangen hat und man deswegen nicht wirklich die Möglichkeit hatte irgendwie auf einer Wiese rumzusitzen. Beeindruckend fande ich ihn eigentlich nur, als ich ihn nochmal von oben vom Empire State Building gesehen habe. Vergleicht man den Central Park mit dem Stanley Park in Vancouver, so hat Vancouver meiner Meinung nach eindeutig gewonnen.


Direkt vom Central Park ging es über den Broadway zum Times Square. Der Times Square ist wohl so ziemlich der belebteste Ort in komplett New York City. Unmengen an Menschenmassen tummeln sich zu nahezu jeder Tageszeit im Einzugbereich des Platzes. Besonders beeindruckend ist das ganze Spektakel aber bei Dunkelheit. Dunkel wird es am Times Square eigentlich nie – jeder hat wohl schon mal diese riesigen Werbeleinwände im Fernsehen gesehen, die den kompletten Platz beleuchten. Sieht echt super cool und eindrucksvoll aus. Achja, am Abend ist da nochmal um einiges mehr los…


Da das Wetter am ersten Tag einfach nur perfekt war, habe ich mich sogar noch entschlossen auf’s Empire State Building zu gehen. Erst von oben wird einem wirklich klar, warum New York die Stadt ist, die sie eben ist. Aus der Vogelperspektive sieht die ganze Stadt irgendwie so aus, als hätte sie jemand mit Legosteinen gebaut – einfach so unwirklich. Wenn man bedenkt, dass mich der CN-Tower in Toronto genau so viel gekostet hat, kann ich mich eigentlich nur ärgern, dort jemals raufgefahren zu sein. Das Empire State Building war das Geld jedenfalls noch teilweise wert.



Nach 12 Stunden durch die Gegend rennen, bin ich dann auch super erschöpft ins Bett gefallen und beschloss mir nächsten Tag die Wall Street und Ground Zero anzuschauen.

Von der Wall Street hätte ich mir definitiv mehr erhofft. Das einzige Gebäude, das wirklich einen Eindruck hinterlassen hat, war die Börse, die man natürlich auch nicht von drinne sehen durfte… Vom wilden Getummel auf dem Geld- und Finanzmarkt bekommt man draußen natürlich überhaupt Nichts mit und mehr als 30 Minuten braucht man für die Wall Street nicht einplanen.


Direkt danach ging es auch zum „Ground Zero“. 10 Jahre ist es bald schon her, dass der Gebäudekomplex des World Trade Centers vollkommen zerstört wurde und ein riesiges Loch im Finanzdistrikt Manhattan’s hinterließ. Der Platz ist seit jeher eine riesige Baustelle, die nicht betreten werden darf und keine wirkliche Chance zum reingucken lässt. Ein bis zwei Fotos habe ich trotzdem machen können, aber wie gesagt, mehr als Baustelle gibt es halt nicht zu sehen. Wann der Gebäudekomplex des „neuen“ World Trade Centers fertiggestellt sein wird, konnte ich irgendwie nicht rausfinden.


Am 3. Tag hab’ ich mich dann mit Mausi in einem Café beim Times Square getroffen, um über alte und auch neue Zeiten zu quatschen. Sie ist seit Oktober Aupair bei einer jüdischen Familie in New Jersey und hat sich hoffentlich auch gefreut sich gegenseitig mal wiederzusehen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja nahezu 7 Monate lang keine Person mehr von zu Hause gesehen und fand es dementsprechend echt cool sich über die Vergangenheit auszutauschen. Danke nochmal, dass du es einrichten konntest und zusammen mit mir nochmal die Freiheitsstatue angeschaut hast.

Die Freiheitsstatue ist in Wirklichkeit viel kleiner als sie in Filmen oder Serien rüberkommt. Ich mein, ok, ich habe sie zwar nur aus etwa 150 Metern Entfernung gesehen, aber wenn man es in Relation zu anderen „normalen“ Gebäuden in der Stadt setzt, ist das Ding einfach nur winzig! Ansonsten gibt es zu ihr wenig zu sagen, da ich halt auch nicht die Möglichkeit hatte dort an Land zu gehen. Aber die $20 kann man sich mit Sicherheit sparen und lieber die gratis Fähre nach Long Island nehmen um an der Statue relativ nah vorbeizufahren.


Den letzten Tag habe ich dazu genutzt nochmal einzukaufen. Kleidung ist in den Staaten einfach nur abartig günstig im Vergleich zu Deutschland. Glaub man kann sagen, dass wenn etwas bei uns 50 Euro kostet, man das selbe Kleidungsstück für ungefähr $40-50 finden wird. Und das obwohl der Devisenkurs bei irgendwie 1,35€/$1 liegt…ich hab das auf jeden Fall nochmal ganz gut ausgenutzt am letzten Tag und bin froh ein paar günstige Sachen gefunden zu haben.


Mittlerweile sitze ich wieder in Toronto. 214 Tage, oder auch 7 Monate sind vorüber und morgen geht mein Flug nach Hause. Ein komisches Gefühl, am Samstag wieder in der „Realität“ zu sein. 45 Einträge im Blog, 3 Länder und geschätzte 35000 gereiste Kilometer sollten es am Ende sein. Egal ob klirrend kalter Winter in den Rocky Mountains, karibische Hitze am Strand von Jamaika, oder Sightseeing im Big Apple – jeden Wunsch habe ich mir in meiner Zeit erfüllt. Gesteigerte Fähigkeiten in Englisch, ein besserer Blick auf die Welt wie sie wirklich ist und die Sicht auf das, was für Ziele im Leben wohl wirklich realisierbar sind, sind das Resultat meiner Zeit im Ausland. Dinge, die man nicht zu Schätzen wusste, werden einem erst bewusst, nachdem man sie zurückgelassen hat. Zuverlässigkeit, ein funktionierendes Gesundheitssystem oder einfach nur ein Busplan der eingehalten wird, sind Dinge, die ich nicht mehr missen wollen würde. Vorallem die starke Bindung zu meiner Familie, auf die ich mich immer verlassen konnte, habe ich noch nie zuvor so deutlich vor meinen Augen gesehen. So interessant beispielsweise dieses Weihnachten war, wie gerne hätte man lieber mit seiner Familie und Freunden gefeiert? Dabei spreche ich nicht von Heimweh, sondern einfach dem Bewusstsein, verschiedensten Dingen im Leben eine andere Beachtung zu widmen. Der wirkliche Stellenwert all der oben genannten Dinge, wird einem erst auf dieser Art Endeckung seiner Selbst bewusst.

Danke an all die Personen, die während meiner Reise immer an mich geglaubt und enthusiastisch meinen Weg über diese Homepage verfolgt haben. Ich hoffe, ich konnte euch gut unterhalten und der Ein oder Andere zieht eventuell auch in Erwägung mal eine längere Zeit im Ausland zu verbringen – ich für meinen Teil, kann es unbedingt weiterempfehlen!

Mit freundlichen Grüßen



Florian „Trulli“ Zirkelbach