Donnerstag, 27. Januar 2011

Wie die Weltmeister

Wieder mal sind ein paar Tage im schönen Banff Nationalpark vorüber gegangen. Arbeitstechnisch herrscht nach wie vor der gute 5-Tage Rhythmus auf dem unter der Woche ziemlich leeren Berg. Schon erstaunlich wie ruhig es manchmal dort unter der Woche ist, die einzigen 2 Stunden wo es wirklich mal etwas „busy“ wird ist zwischen 12 und 14 Uhr. In der restlichen Zeit sind wir häufig mit 4-6 Leuten hinter der Theke und stehen uns die Beine in den Bauch, weil nur alle 5 Minuten mal eine Bestellung rein kommt. Ein bis zwei von uns halten sich im Prinzip während des Tages im hinteren Teil der Küche auf, wo dann diverse Sachen wie z.B. Tomaten oder Zwiebeln vorbereitet werden. Weil die gleichen Personen noch das Geschirr abspülen müssen, ist das der einzige Job in unserem Bereich der nahezu den ganzen Tag etwas zu tun hat. Irgendwie will fast keiner den Job hinten machen, wobei es sooooo super entspannt ist hinten zu arbeiten und ich mich deswegen einfach an 2-3 Tagen „bereit erkläre“ mit nach hinten zu gehen.

Letztes Mal berichtete ich ja schon, dass es diese Woche auf einen Ausflug gehen soll. Heute ging es also nach Calgary um der olympischen Bobbahn einen kleinen Besuch abzustatten. Gegen 10 Uhr morgens hieß es heute morgen Abfahrt in die am schnellsten wachsende Großstadt Kanadas. Nach 2 Stunden kamen wir dann auch relativ flott im olympischen Park an und konnten direkt einen kleinen Blick auf die Bahn werfen. Von unten sah sie nicht wirklich spektakulär aus muss ich zugeben, aber manchmal trübt der Schein eben.


Nach einer kleinen Wanderung den Berg herauf bekamen wir zuerst unsere Helme, sowie Ellenbogenprotektoren. Die Einweisung in den Rodel-Sport ging geschätzte 15 Sekunden und bestand aus „Ähm ja, ihr solltet immer in starker Rückenlage bleiben“.


Mein Mitbewohner Steve kurz vor dem Start.


Nachdem ich nur 10 Minuten in der Warteschlange stand, war ich dann auch endlich dran. Ein bisschen mulmig war einem schon, wenn man an Geschichten der vergangenen Ausflüge denkt, wo sich anscheinend einige Leute ihre Knöchel gebrochen hatten. Aber was solls – auf geht’s! Obwohl der Start eigentlich ziemlich gut von der Hand ging, hat’s mich nach ungefähr 15 Sekunden einfach aus dem Schlitten gehauen. Ich weiß selbst nicht genau wie es passiert ist, aber aufeinmal in der Kurve hat sich der Schlitten halt so quer überschlagen und ich bin erstmal schön rausgeflogen. Glücklicherweise ist mir aber Nichts passiert und ich konnte die Bahn relativ easy wieder verlassen. Ich bin dann schnell auf dem Weg neben der Bahn etwa 2 Minuten wieder nach oben gerannt, weil ich unbedingt nochmal fahren wollte. Zum Glück waren sie so nett mir ca. 20 Minuten später noch eine Fahrt zu gestatten und so konnte ich die Strecke nochmal komplett runterfahren. Von außen sieht es irgendwie gar nicht so schnell aus, aber wenn man da erstmal drinne sitzt und runterrauscht spürt man die 60km/h schon.


Im Endeffekt habe ich leider nur Platz 24 von 53 belegt, war aber definitiv eine unvergessliche Erfahrung. Achja, ich war übrigens der Einzige der seinen Schlitten komplett verloren hat und deswegen nochmal fahren konnte. Ansonsten sind glaube ich nur 2 Personen rausgefallen, die sich danach aber wieder darauf setzen konnten.


Wenn ihr jemals die Möglichkeit habt mal so eine Bobbahn mit irgendeinem Gefährt runterzufahren – unbedingt ausprobieren! Ist nicht annähernd zu vergleichen mit normalen Schlitten fahren oder so. Leider hat im Endeffekt nur jede Person einen Lauf machen können (abgesehen von mir, haha) und so endete der Tag auch ziemlich schnell. Auf dem Rückweg wurde dann noch das unschlagbar gute Subway-Angebot mit $5 (ca. 3,50€) pro footlong-Sub mitgenommen und rundete einen coolen Ausflug ab. Ein Foto von mir selbst auf dem Schlitten lasse ich mir die Tage von einem Freund zuschicken und werde ich dann hier nachreichen.

Ansonsten schaue ich mich in den letzten Tagen ziemlich aktiv nach einer netten Mitfahrgelegenheit in den fernen Osten um. Im Prinzip wäre mir alles von Mitte Februar bis Mitte März recht, so lange die Mitfahrgelegenheit vielversprechend ist. Ich habe vielleicht auch schon jemanden gefunden, der Mitte Februar fahren möchte, jedoch ist das alles noch ziemlich ungewiss. Sobald sich in dieser Hinsicht irgendwas ergibt, werde ich mich wieder melden. Es steht aber wohl auf jeden Fall fest, dass ich Lake Louise, und somit den Westen Kanadas nach 3 ½ - 4 Monaten verlassen werde und nach neuen Abenteuern strebe.

Achja, falls ihr gerne mal eine schöne Postkarte aus Lake Louise, oder meinen folgenden Reisezielen erhalten würdet, könnt ihr mir eure Adresse einfach an florianzirkelbach@web.de schicken und ich versuche die Liste in nächster Zeit dann langsam abzuarbeiten =)

Schöne Grüße an die Nordsee

Euer Trulli





Montag, 17. Januar 2011

Kurz und knapp

Zwecklos sich über die Unregelmäßigkeit des Autors zu beschweren – Vorsätze sich zu ändern, werde ich momentan ja doch nicht einhalten können. In wenigen Worten ausgedrückt: Zu wenig Neues.

Mittlerweile ist hier absoluter Alltag eingekehrt. 8 Uhr aufstehen, 8 ½ Stunden auf der Arbeit rumstehen, ab nach Hause, kochen, Billard, Tischtennis oder Filme gucken und schon ist wieder arbeiten angesagt. Die freien Tage werden dann damit verbracht die Pisten runterzusausen oder Lebensmittel im altbekannten Banff einzukaufen. Momentan lebe ich auch einen ziemlich günstigen Lebensstil und habe die Möglichkeit mir etwas Geld für meine zukünftigen Reisen beiseite zu legen.

Auch wenn es bisher nur ein Gedanke in meinem Kopf ist, so reise ich vermutlich Anfang März auch schon weiter in Richtung Osten. Zu dieser Zeit hätte ich dann 4 Monate hier im Skigebiet verbracht und ich bin einfach „hungrig“ auf neue Begebenheiten und Umstände. Es zieht mich irgendwie in eine größere Stadt wie zum Beispiel Toronto, Ottawa oder Montreal. Was daraus genau wird kann ich aber noch nicht sagen, erstmal werde ich ja noch für 1 ½ Monate weiter arbeiten. Diverse Reiseziele für den Sommer habe ich mir eigentlich auch schon überlegt, möchte ich hier aber noch nicht bekannt geben.

Der nächste Eintrag wird vermutlich wieder interessanter, da ich nächste Woche an einem Mitarbeiterausflug nach Calgary teilnehmen werde: Es geht zum Rodeln auf die olympische Bobbahn.

Falls es irgendwelche besonderen Ereignisse aus der Heimat gibt, welche ihr mir mitteilen wollt, immer her damit ;)

- Trulli





Montag, 3. Januar 2011

Einfach mal den Koch raushängen lassen

Vorweg, frohes neues Jahr. Ich hoffe Ihr seid alle gut in’s neue Jahr gestartet und musstet Neujahr nicht arbeiten.

Aber fangen wir erstmal mit Weihnachten an. An Heiligabend hatte ich nach 6 Arbeitstagen endlich mal einen Tag frei und habe mir überlegt wie ich diesen denn verbringen möchte. Ich hab’ mich dazu entschieden den Abend damit einzuläuten einen legendären Lebkuchen-Zug zu basteln. Ich war einen Abend zuvor extra im 50km entfernten Banff um ein Lebkuchen-Haus zu suchen. Nach 3 Stunden, geschätzten 10 Läden voller Enttäuschungen und beinahe aufgegebener Hoffnung, habe ich als Kompromiss ein Lebkuchen-Zug-Bastel-Set gefunden.
Hat ziemlich viel Spaß gemacht das „Ding“ zusammenzubauen und das Ergebnis konnte sich sehen lassen:


Gegen 19 Uhr habe ich dann 3 andere Deutsche zum Weihnachtsessen in unserer Wohnung eingeladen. Für 90% der Bewohner hier wird nämlich erst richtig am 25. bzw. 26. Dezember gefeiert. Etwa 20 Minuten bevor die anderen kamen habe ich mir überhaupt erst überlegt was ich denn kochen möchte. Am Ende gab es eine Art Fischauflauf mit Tomaten, Paprika und einer Menge Käse überbacken. Als Soße eine leckere Zitronen-Dill Soße und einer der anderen hatte ganz überraschend noch sehr gute gebackene Kartoffelscheiben mitgebracht.


Ich hätte ja nicht erwartet, dass meine Konstellation so ein kulinarischer Hit werden würde. Auf jeden Fall hat es allen sehr gut geschmeckt und es enstand jedenfalls ein bisschen Weihnachtsstimmung. Sogar Geschenke gab es – Leon hat mir deutsches Bier (Becks) geschenkt und von mir hat er eine Art Süßigkeiten-Box für „Notfälle“ bekommen. Außerdem habe ich an Heiligabend noch Geschenke von meinen Eltern aufgemacht über die ich mich sehr gefreut habe.

Am 1. Weihnachtstag deutete alles darauf hin ein ganz normaler Tag zu werden. Nach nur einem Tag frei direkt wieder von 9 Uhr bis 17:30 Uhr arbeiten und zu Hause dann erstmal entspannen. Meine Mitbewohner und ich hatten eigentlich vorher geplant ein großes Weihnachtsessen am 25. Dezember zu veranstalten, jedoch kamen wir irgendwie nicht mehr dazu einzukaufen. Bis 19 Uhr saßen wir zu 5. in unserem Wohnzimmer und ärgerten uns ganzschön über unsere Dummheit. Aufeinmal öffnete sich jedoch die Haustür und unser Mitbewohner Steve aus England kam mit geschätzen 10 Tüten voller Lebensmittel in die Tür gestolpert. Irgendwie hatte er es doch noch auf die Reihe bekommen einzukaufen und wir veranstalteten tatsächlich noch ein Weihnachtsessen. Und es war sogar wirklich gut: Truthahn und Schinken mit Kartoffelbrei, Erbsen, Wurzeln und einer ziemlich guten Cranberry-Soße.


Achja, außerdem hatte ich meinen ersten Couchsufer zu besuch. Dave, mein alter Couchsurfing-Host aus Edmonton entschied sich über die Weihnachtstage nach Lake Louise zum Ski fahren zu kommen und ich bot ihm natürlich eine Couch an. Dass er hier sogar noch ein leckeres Weihnachtsessen bekommen würde, hätte er wohl selbst nicht erwartet. War auf jeden Fall mal ganz witzig so auf der anderen Seite des Couchsurfing-Prinzips zu agieren.

Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr waren arbeitstechnisch einfach nur stressig. Es hatte erneut jeder wieder nur einen Tag in der Woche frei und das Skigebiet war einfach absolut überfüllt. Ich glaub’ in der Cafeteria mussten manche Leute ungefähr 40 Minuten auf eine Portion Pommes warten, weil die Schlange so lang war. Glücklicherweise sind die großen Feiertage jetzt auch wieder vorüber und solch stressige Tage wird es vermutlich nicht mehr geben in dieser Saison.

An Silvester selbst hatte ich meinen nächsten freien Tag seit Heiligabend. Für 18 Uhr hatte ich mich mit einem Freund verabredet um ein Silvester-Essen zu kochen. Wir haben uns für eine riesige Nacho-Platte mit Hackfleisch und etlichen anderen Sachen entschieden. Es sah so gut aus, dass es fast zu schade zum Essen war.


Hat auf jeden Fall extrem gut geschmeckt. Danach waren wir beide dann bei einem anderen deutschen auf ein paar Bier eingeladen. War nicht die cleverste Idee die ca. 1km-Strecke ohne Mütze und Handschuhe zu gehen – es waren nämlich -30°C. War ganz amüsant an den Ort zurückzukehren an dem ich vor ungefähr 3 Monaten mal für 2 Wochen gewohnt habe. Hat viel Spaß gemacht und um etwa 22 Uhr sind wir dann wieder zurück nach Hause gelaufen um auf die große Party hier im Gemeinschaftsraum zu gehen. Waren sicherlich um die 150 Leute dort und der Jahreswechsel wurde demnach auch lautstark gefeiert. Ich glaub gegen 0:45 Uhr war für mich aber schon Ende, weil ich nächsten Tag wieder arbeiten musste und nicht mit dem größten Kater aufwachen wollte. Nunja, morgens fühlte ich mich dennoch ziemlich beschissen und der Tag zog sich ganzschön in die länge. Was war ich froh als ich um 18 Uhr wieder zu Hause in meinem Bett lag und mir einfach nur noch einen Film angeschaut habe.

Achja, das Resultat der Silvester-Wanderung bei -30°C ist eine ziemlich dicke Erkältung die ich neben dem Kater an Neujahr auch noch mit mir rumschleppen durfte…gestern habe ich mich den ganzen Tag auch noch völlig übermüdet und krank gefühlt, glücklicherweise geht es mir mittlerweile wieder etwas besser. Zum Glück ist jetzt mittlerweile wieder „Halbzeit“ in der jetzigen 6-Tage-Arbeitswoche…

Ich hoffe Eure ersten Tage in 2011 sind etwas gesünder verlaufen.
Haltet die Ohren steif,

Flo