Montag, 25. Oktober 2010

Als ich in meinen Klamotten schlief

Erschöpft und glücklich bin ich also seit Samstag Abend wieder Teil der Zivilisation. Der Kanutrip war einfach nur super abgedreht und wohl die Kanada-Erfahrung schlecht hin. Aber ich denke ich erzähl die Geschichte erstmal von Anfang an.

Freitag morgen gegen 8:30 Uhr ging es also los zu einem Kanuverleih in Saskatoon. Das ging auch relativ flott von der Hand und wir haben das Kanu einfach mal auf’s Dach von Nick’s Auto geschmissen. Das nächste Ziel hieß dann Waskesiu was etwa 250km nördlich von Saskatoon im Prince Albert Nationalpark liegt. Dort mussten wir uns dann anmelden, dass wir Kanu fahren gehen. Man muss sich das nämlich so vorstellen: Wenn wir uns innerhalb von 48 Stunden dort nicht wieder abmelden, gelten wir als vermisst und man wird nach uns suchen. Die Kanuroute lag nämlich weitere 50km von Waskesiu entfernt und war somit abgeschnitten von jeglicher Zivilisation. In dem kompletten Gebiet haben sich sonst auch keine anderen Kanufahrer aufgehalten, da es draußen einfach schon sehr kalt war und die Saison zum Kanufahren normal vorüber ist. Achja, außerdem mussten wir uns noch die „You’re in black bear country“-Prospekte durchlesen, da es hier nur so von diesen wimmelt.

Gegen 12:30 Uhr stiegen wir dann endlich in’s Kanu und die Reise konnte beginnen. 2 Tage, in denen wir jeweils 5 Stunden im Kanu sitzen sollten lagen also vor uns. Nach etwa 15 Minuten Fahrt mussten wir auch direkt wieder aussteigen, weil wir den Fluss aufgrund von Stromschnellen wechseln mussten. Es hieß also das Kanu mit Hilfe eines Transportsystems 1km weit zum nächsten Fluss zu überführen. Hat ziemlich gut geklappt und danach ging es dann los auf der richtigen Route.

Obwohl das Wetter vorerst nicht sehr gut aussah, änderte sich dies asbald wir etwa eine halbe Stunde unterwegs waren. Die Sonne kam doch tatsächlich für etwa 2 Stunden nochmal richtig schön raus und bescherrte uns eine relativ angenehme Fahrt über einen der wohl größten Seen den ich je in meinem Leben gesehen hab. Als der erste große See dann überwunden war, begann die Fahrt einfach nur atemberaubend zu werden. Als wir mal nicht paddelten herrschte eine so unglaubliche Stille – glaub sowas habe ich vorher noch nie erlebt. Man hat einfach absolut nichts gehört, einfach nur Ruhe und wunderschöne Natur um einen herum. Außerdem war das Wasser so glasklar und all die Wolken spiegelten sich in diesem.


Zu dieser Zeit etwa verloren wir auch unsere Karte als Nick mich doch darum bat ihm diese über sein Paddel nach vorne zu geben…..ihr müsst euch das so wie in einem Film vorstellen, wo jemand etwas super „wichtiges“ wie z.B. ein 1-Million-Euro-Lotterie-Los durch eine Windböhe verliert. Wir haben danach etwa 1 Stunde non-stop gelacht, weil wir nicht fassen konnten wie dumm wir waren. Wir haben den richtigen Weg aber dennoch gefunden und kamen kurz vor 17 Uhr an unserem „Zeltplatz“ an. Es war so eine Art Halbinsel mit einer Feuerstelle wo bereits eine ganze Menge Feuerholz für uns zur Verfügung stand. Glücklicherweise hat es diesen und den Tag davor nicht geregnet, da das komplette Holz sonst durchnässt gewesen wär. Das Feuer war nämlich ungemein wichtig für uns, da es gegen Abend einfach schon locker 1°C draußen war.


Das Feuer war dann auch relativ schnell dank Birken-Rinde entzündet und hielt uns ungefähr bis 23:30 Uhr warm. Wir haben bestimmt 6 Stunden einfach nur rumgesessen, Suppe aus Dosen gegessen und sehr viel geredet. Gegen 20 Uhr war es nochmal richtig gruselig – etwa 5 Meter von uns entfernt fing es aufeinmal wie wahnsinnig mehrmals an im Gebüsch zu rascheln. Wir sind dann direkt aufgeschreckt und haben die Taschenlampe angemacht. Irgendein schwarzes Tier in Größe eines durchschnittlichen Hundes starrte uns für etwa 2 Sekunden an, bevor es in der Dunkelheit verschwand. Um ehrlich zu sein hatte man schon ziemlich Angst, weil es genau so gut ein hungriger Schwarzbär hätte sein können und wir ein paar Stunden vorher einfach mal 5 Wölfe zusammen rumlaufen gesehen haben. Glücklicherweise blieben wir danach aber von wilden Tieren verschont und konnten uns bei Minusgraden gegen 23:30 Uhr in unser Zelt zum Schlafen legen. Ich glaub’ es war das erste Mal, dass ich in meinen kompletten Klamotten geschlafen habe, weil es so unglaublich kalt war.


Nächsten morgen sind wir dann schon gegen 7 Uhr aus dem Zelt gekrabbelt. Und was war geschehen? Es hat die Nacht über geschneit und es war sogar immernoch am schneien. Noch ziemlich müde war einem dann natürlich auch verdammt kalt und hatte im Hinterkopf, dass das Wetter komplett zu Regen umschwanken könnte und wir schließlich noch locker 4 Stunden Fahrt vor uns hatten. Naja, kurz noch 1-2 Müsli-Riegel reingepiffen und los gings. Nach 15 Minuten kamen wir dann wieder an einem großen See an, den wir komplett überqueren mussten.


Mittlerweile wurde es auch sehr windig und der See fing an Wellen zu schlagen. Was waren wir froh, als wir diese Etappe endlich beendet hatten. Es war einfach 10 Mal schwerer mit starkem Gegenwind, sowie Wellen voran zu kommen.


Da die Route nicht komplett nur mit dem Kanu zu überwinden ist, mussten wir das Kanu noch zwei mal für jeweils etwa 500 Meter schleppen. War auch nicht gerade so leicht, da wir jeder ca. 15kg Gepäck dabei hatten und das Kanu einfach verdammt schwer war. Aber wir haben es gemeistert! Gegen 12 Uhr kamen wir ziemlich durchnässt und leicht durchgefroren am Ende der Route an. Beide natürlich schon in Gedanken bei der warmen Wohnung hat Nick dann erstmal das Auto geholt und wollte es anlassen während wir unsere Sachen einladen. Dabei hat er dann ausversehen das Auto von innen abgeschlossen und die Tür zugeknallt…….Da standen wir also – erschöpft nach 2 harten Tagen mit großen Augen ein verschlossenes warmes Auto anstarrend. Da wir wie gesagt, etwa 50km von den nächsten Menschen entfernt waren und mitten in der Wildnis natürlich kein Handynetz existiert haben wir uns etwa 1 ½ Stunden den Kopf zerbrochen was wir jetzt machen. Nach unzähligen jämmerlichen Versuchen das Auto irgendwie mit einem dünnen Stock über das Fenster von innen zu öffnen, entschlossen wir uns dazu eins der ziemlich kleinen hinteren Seitenfenster einzuschlagen. Weil unsere Arme da nicht ganz durch gepasst haben, hat es dieses Mal sehr gut mit einem Stock geklappt und wir konnten uns endlich in’s Auto setzen und die 3 Stunden nach Hause fahren.


Obwohl wir am Ende einfach noch ziemlich viel Pech gehabt haben, war der komplette Trip einfach nur extrem geil. Es ist genau das, was ich hier einmal machen wollte und kann jedem empfehlen auch mal im quasi „Winter“ Kanu fahren zu gehen. Ist einfach eine unvergessliche Erfahrung!



Da ich ziemlich müde bin, fass ich mich für die letzten 2 Tage einfach ziemlich kurz. Gestern morgen bin ich per Mitfahrgelegenheit von Saskatoon nach Calgary gefahren. Damit bin ich mal wieder extrem günstig für nur $20 etwa 620km gefahren und kam dann am Abend in meinem neuen Zuhause für diese Woche an. Leon hatte für mich vorher eine Unterkunft organisiert – ich wohne jetzt quasi bei Bekannten von der Familie bei der er sich gerade aufhält. Wirklich sehr nette Menschen bei denen ich gerade hause und das Haus ist einfach unglaublich. Ich glaube ich habe noch nie so ein aufwendig dekoriertes Haus in meinem Leben betreten. Wirklich jede Ecke ist bis ins kleinste Detail in irgendeiner Weise eingerichtet und generell wimmelt jeder Raum nur so von antiken Schmuckstücken.

Heute bin ich dann mit Leon ein paar Stunden durch Downtown gelaufen und ich habe mich endlich mit Skisachen für den Winter eingedeckt! Ich habe eine paar super Schnäppchen geschossen und brauche nur noch Skiboots. Letztendlich bleibe ich mit allem zusammen noch unter $700 und das beinhaltet alles von Handschuhen über Winterstiefel und Skis. Also wirklich sehr sehr günstig und außerdem Neuware!

Samstag geht’s dann zurück nach Lake Louise in meine Bude für die nächsten 6-7 Monate. Ich freu’ mich schon extrem auf’s Ski fahren und hoffe, dass es eine sehr schöne Zeit wird. Montag ist dann auch direkt mein erster Arbeitstag und am 5. November eröffnet das Ski Resort. Stehen also ein paar sehr interessante Tage an!

Ich hoffe euch allen geht es gut daheim.

Any feedback?

Verschneite Grüße aus Calgary

Trulli





Donnerstag, 21. Oktober 2010

Von Steaks und Biebern

Es könnte nicht besser sein. Ich hatte die vergangenen Tage wieder unglaublich viel Spaß. Dienstag bin ich erstmal für 5 Stunden durch Saskatoon gelaufen und habe währenddessen sogar noch die kleine Skyline ausfindig machen können.


Gegen 18 Uhr war ich dann mit meinem Couchsurfing-Host Rissy zum Squash spielen verabredet. Leider hatten meine Hosts kein Auto und so bin ich erstmal schön eine Stunde zum Squash-Court gelaufen. Ich denke ich muss nicht extra erwähnen, dass ich natürlich mal wieder gewonnen habe *hust*. War aber auf jeden Fall ziemlich spaßig und war gut sich mal wieder so richtig auszupowern. Nächsten Tag bin ich dann erst relativ spät aufgestanden und gegen 14 Uhr dann zusammen mit Rissy’s Mann auf die „driving range“ gegangen. Ist irgendwie unfassbar, wie viele Menschen hier Golf spielen. Es gibt allein im Umkreis von 5km um Saskatoon ungefähr 5-6 Golfplätze. Die Abende hab’ ich bei meinen ersten Hosts in Saskatoon ziemlich ruhig verbracht und bin so auch immer relativ früh schlafen gegangen.


Da ich insgesamt „nur“ 2 Tage bei Rissy und Garret übernachten konnte, habe ich mir im Vorfeld einen weiteren Couchsurfer für die folgenden Tage gesucht. Hat wieder mal super geklappt und Nick, mein neuer Host, hat mich dann gestern gegen 18 Uhr auch direkt vor der Haustür abgeholt. Ich hab’ mich auf Anhieb extrem gut mit ihm verstanden und so „labern“ wir den ganzen Tag irgendeinen Müll und haben eine Menge Spaß. Es ist super passend, dass er momentan 5 Tage frei hat und wir so diverse Pläne für die nächsten Tage haben. Nach meiner Ankunft haben wir erstmal unglaublich leckere Steaks auf den Grill geworfen. Die Dinger waren einfach riesig und wogen jeweils etwa 450g. Dazu gab’s wohl die beste Barbecue-Soße die ich je in meinem Leben gegessen hab, sowie extrem gute Nudeln in Käsesoße. Göttlich - mal wieder etwas Richtiges zwischen den Zähnen zu haben!

Heute Mittag sind wir dann etwa 2 Stunden lang am sogenannten „Beaver Creek“ wandern gegangen. War wirklich eine sehr ungewöhnliche Landschaft mit tausenden von abgenagten Bäumen. Wir haben meistens auch einfach die ausgeschilderten Trails verlassen und haben uns dann wortwörtlich durch super viel Gestrüpp gekämpft – ich weiß nicht wie viele Stachel von irgendwelchen Sträuchern ich nach den 2 Stunden in meiner Hose hängen hatte. Es hat richtig viel Spaß gemacht, was vorallem damit zusammen hängt, dass man ständig Angst haben musste 4-5 Meter tief in den Fluss zu fallen, weil wir uns direkt an der „Klippe“ durch die Sträucher gekämpft haben.


Wie der Zufall es so will, ist auch Nick ein begeisteter Squash-Spieler und so hat er vorgeschlagen, dass wir doch einfach mal ein kleines Match spielen gehen. Wir haben "best of 3" gespielt und vorher abgemacht, dass der Verlierer in den nächsten Tagen das ganze Geschirr abwaschen muss. Nunja...ich will doch stark für ihn hoffen, dass er Spaß dabei haben wird ;)

Wieder zurück zu Hause haben wir mal wieder gegrillt. Nick hat vorgeschlagen, dass wir uns selbst Chicken-Burger machen. Und was soll ich sagen – sie waren einfach unglaublich gut! Achja, gestern habe ich auch zum ersten Mal echten kanadischen Ahornsirup probiert – schmeckt echt lecker.

Morgen wollen Nick und ich dann einen 2-tägigen Kanutrip etwa 300km nördlich von Saskatoon unternehmen. Je nachdem ob einer seiner Freunde noch einen Schlafsack für mich über hat werden wir entweder zelten oder nicht. Spätestens beim nächsten Blogeintrag werdet ihr erfahren in welcher Form der Ausflug stattgefunden hat!

So long,

Trulli





Montag, 18. Oktober 2010

Hitchhiking experiences

Die 4 Tage seit dem letzten Eintrag sind einfach rasend schnell vergangen. Ich habe nie wirklich das Gefühl, dass die letzten Einträge einen größeren Zeitabstand als 2 Tage hätten. Aber der Schein trübt nunmal.

Nachdem mein Museumsbesuch am Donnerstag letztendlich an den Öffnungszeiten scheiterte, entschloss ich einfach diesen am Freitag nachzuholen. Dieses Mal entschied ich mich aber dazu, die 6km mit einem Bus zu bewältigen, da es um 11:30 Uhr einfach schon zu spät zum Laufen war. Schließlich wollte ich ja nicht wieder vor verschlossenen Türen stehen.

Im Prinzip ist das Museum ganz nett; es gibt vier verschiedene Abteilungen, wobei erwähnt werden muss, dass die Abteilung der „first nations“ einfach unglaublich überladen ist. Allein in dieser Abteilung hätte man sich, vorausgesetzt man liest sich wirklich alles darüber durch, locker 8 Stunden aufhalten können. Um einiges besser gefallen hat mir die Tierwelt, welche in unterschiedliche geographische Zonen wie z.B. den Prärien, Bergen oder den nördlichen Nadelwäldern eingeteilt wurde. Ganz nett anzuschauen war dann noch der „bug room“ mit unterschiedlichsten Insekten aus aller Welt. Dem interaktiven Kinderbereich, sowie künstlerischen Fotographien habe ich letztendlich eher wenig Beachtung geschenkt. Zum einen weil es bereits 16:45 Uhr war und zum anderen weil es mich nicht wirklich interessiert hat. Den Weg vom Museum zu Dave’s Wohnung bin ich dann aber gewohnt bei Sonnenschein zurückgelaufen – war wieder mal ein netter 2 Stunden Trip.


Abends waren wir beide dann auf eine Party eingeladen, die von einem anderen Couchsurfer veranstaltet wurde. Das Haus in dem er wohnt war einfach super verrückt – sie teilen sich zu 2. irgendwie ein ziemlich altes Haus mit 6 Räumen und großem Keller, welches super chaotisch eingerichtet war. Das Geilste war aber, dass er in seinem Schlafzimmer einen Knopf hat, mit dem er außerhalb des Hauses eine Schulklingel betätigen kann. Warum diese dort ist weiß er aber selbst nicht und hat auf jeden Fall für eine ganze Menge Lacher gesorgt. An sich war die Party mal wieder super cool und gab einem die Möglichkeit unterschiedlichste Leute aus unterschiedlichsten Ländern kennenzulernen. Was nicht so „sutje“ war, dass ich nachts bei 0°C noch etwa 50 Minuten nach Hause laufen musste, aber was solls, war trotzdem lustig.

Samstag habe ich mal wieder richtig gut ausgeschlafen und hatte im Prinzip keine Pläne. Ein paar Tage vorher aber, hatte Dave mir erzählt, dass er relativ häufig Golf spielen geht und so sind wir nachmittags dann noch auf eine „driving range“ gefahren um ein paar Bälle ordentlich durch die Luft zu schleudern. Würde sagen die ersten 30% der Bälle habe ich ganzschön verhunzt, da beim Golfen einfach extrem viel Technik benötigt wird. Danach ging’s in alter Zirkelbach-Manier aber ordentlich bergauf und ich hab’ die folgenden Bälle nahezu fast alle bis an die 200 Meter Grenze geschlagen. Es macht schon unglaublich viel Spaß kann ich euch sagen und es ist auf jeden Fall etwas, was ich später in Deutschland noch einmal wiederholen werde - natürlich nicht nur auf der driving range…


Abends waren wir dann von einem anderen Couchsurfer in ein Penthouse mitten in Downtown zum NHL-Derby „Edmonton vs. Calgary“ eingeladen. Schon atemberaubend, die Stadt im 14. Stock bei Nacht zu sehen. Außerdem gab’s einen riesigen Fernseher, schätze um die 52“. Leider hat Edmonton letztendlich nach einer 3:2 Führung noch 3:5 verloren und der Abend endete dann auch ziemlich bald nachdem das Spiel gegen 23 Uhr zu Ende war. Achja, Leon und sein „Gastbruder“ kamen am Samstag aus Calgary zu Besuch um dem Wasserpark in der Westedmonton Mall einen Besuch abzustatten. Während des Spiels kamen sie dann auch noch in der Wohnung vorbei und haben kurz Hallo gesagt. War ganz nett den Bengel mal wieder auf deutsch vollzuquatschen.


Da die Beiden die Nacht in einem Hotel verbracht haben, hatten wir uns für Sonntagmorgen für einen Downtown-Spaziergang verabredet, weil sie noch keine Zeit hatten dort vorbeizuschauen. Nunja, glaube wir sind nur ca. 30 Minuten in der Gegend rumgerannt bevor wir dann nochmal für eine Stunde in die Mall gefahren sind, da sie dort auch noch nicht wirklich gewesen sind. Nach einem Snack und dutzenden deutschsprachigen Gesprächen, von denen Leon’s Kumpel natürlich kein Wort verstand, sind sie gegen 14 Uhr dann auch wieder nach Calgary aufgebrochen.

Zu Hause haben Dave, eine Freundin von ihm und ich dann noch das Brettspiel „Ticket to Ride: Europe“ gespielt. Ein sagenhaftes Brettspiel, dass ich nur jedem wärmstens ans Herz legen kann. Die Partie endete aber relativ schnell, da für 19 Uhr ein Couchsurfing-Community-Essen in Chinatown angesetzt war. War echt cool, letztendlich waren wir 9 Couchsurfer (Hosts sowie Surfer), die sich in einem wirklich leckeren chinesischen Restaurant zusammenfanden. Es geht doch nichts über „sweet & sour chicken with rice“.

Heute war meine Woche in Edmonton dann auch schon wieder um und ich entschied für ein paar Tage nach Saskatoon in Sasketchewan zu hitchhiken. (per Anhalter) Ich habe mir darüber im Vorfeld sehr viele und ausgiebige Gedanken gemacht – immerhin ist Saskatoon etwa 530km östlich von Edmonton entfernt und entspricht somit fast der Hälfte der Strecke Nord-Süd Deutschlands. Da ihr meinen Eintrag lesen könnt, wisst ihr spätestens jetzt, dass mir nichts passiert ist und es eine extrem gute Entscheidung war auf diese Weise herzureisen. Zum einen weil es eine wirklich interessante Erfahrung war und zum anderen weil ich locker mal $50 und etwa 3 Stunden ansonsten zusätzliche Busfahrt gespart habe.

Dave hat mich morgens gegen 8 Uhr etwa 15km östlich der Stadt auf einem Highway rausgelassen und somit begann das Warten. Ich hatte mir im Vorfeld zwar ein Schild mit der Aufschrift „Saskatoon“ gebastelt, letztendlich konnte man dieses jedoch sehr schlecht erkennen und gebracht hat es mir nicht wirklich etwas. Ich stand etwa 40 Minuten mit meinen Sachen am Straßenrand bevor eine junge Familie anhielt und mich gefragt hab wo ich hinmöchte. (Ich hatte das Schild schließlich noch in der Hand, haha) Nachdem ich Saskatoon gesagt habe, bekam ich die wundervolle Antwort „Good, that’s where we’re heading to“. Die nächsten 5 ½ Stunden hab’ ich dann neben sehr netten Menschen aus Saskatoon gesessen, die mich letztendlich direkt vor die Haustür meiner Couchsurfing-Hosts gebracht haben. Einfach nur genial. Außerdem habe ich mich mit der Familie sehr gut verstanden - sie wohnen nur etwa 6-7 Blocks von hier entfernt und haben mich eingeladen doch einfach bei Ihnen zu übernachten wenn ich mal nicht weiß wo ich unterkomme. Außerdem darf ich in den nächsten Tagen ihr Mountain-Bike ausleihen und kann somit wieder ein paar Trails erkunden. Mein Zimmer bei meinen neuen Couchsurfing-Hosts ist wieder mal sehr geil und ich hab direkt nebenan noch einen 2. großen Raum mit Couch und Fernseher für mich in dem ich mich momentan aufhalte.

Wie ihr seht wurde meine Glückssträhne also nur kurzweilig durch die Farm-Erfahrung unterbrochen. Ich bleibe vermutlich bis Freitag in Saskatoon und werde dann vermutlich nach Regina, welche die Hauptstadt Sasketchewans ist, reisen.

Ich wäre übrigens von Anregungen, Verbesserungsvorschlägen oder Lob nicht abgeneigt...

Schönen Gruß nach Hause





Donnerstag, 14. Oktober 2010

Back to the roots

Ein gutes Gefühl, endlich wieder Reisender zu sein! Die letzten Tage waren wieder mal gewohnt klasse. Dienstag hatte ich mir vorgenommen endlich die ehemals größte Mall der Welt zu besuchen – die Westedmonton Mall. Und was soll ich sagen, um ehrlich zu sein hätte ich Sie mir um einiges größer und interessanter vorgestellt. Es ist zwar irgendwie ganz amüsant, dass das Ding einen eigenen Freizeit- sowie Wasserpark hat, das war’s dann aber auch schon. In der Mall gab’s dann allerlei Geschäfte die mich mit meinem Reisebudget eher weniger interessierten und mein einziger Kauf somit bei einem leckeren Softeis von Dairy Queen blieb. Neben den beiden genannten Parks, gibt es zur Unterhaltung noch 2 Indoor Mini-Golf Anlagen sowie eine Bowling-Bahn. Außerdem findet 2 Mal täglich eine Seelöwenshow statt, die ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte!

Naja, so besonders war sie dann auch wieder nicht…aber immerhin war’s gratis. Letztendlich war ich von der Mall etwas enttäuscht, das Abendprogramm rettete aber den Tag. So sind Dave und ich noch in einer riesigen Bowling-Halle bowlen gegangen die 36 Bahnen hatte. Obwohl ich eigentlich gar nicht schlecht gespielt habe, mit einem Durchschnitt von etwa 130 Pins, war Dave einfach besser. Unglaublich was für einen genialen Schwung er hat und mich somit 3:0 vorführte. Im Durchschnitt hat er 170 Pins geworfen….Nur 1 Spiel war wirklich mal knapp, bei dem wir am Ende nur 1 Pin auseinander lagen.

Mittwoch durfte ich mir dann sein super professionelles Mountain-Bike ausleihen. Er fährt irgendwie jeden 2. Tag nach der Arbeit locker mal 25km. Nach 20km entlang dem Sasketchewan auf diversen Trails war ich fix und fertig. Obwohl die Landschaft hier im Norden Albertas größtenteils sehr flach ist, wurden die Trails extra so präpariert, dass es ständig auf und ab geht. Als ich abends dann nach Hause kam, klingelte es nach 30 Minuten an der Tür – eine weitere Couchsurferin aus den Staaten kam für eine Nacht zu Besuch. Ursprünglich kommt sie aus Deutschland, hat aber irgendwann ein Auslandssemester in Arizona gemacht und ist dann in den Staaten hängenblieben. Sie ist dann auch in den USA in Geographie promoviert und hat anschließend 4 Jahre für die NASA in Washington D.C gearbeitet. Schon beeindruckend irgendwie. Am Abend sind wir dann noch in eine Bar gegangen und haben ein paar Runden Pool gespielt. Wieder Zuhause angekommen hat Dave dann noch ein paar Geschichten von seinen Reisen erzählt, sowie Bilder gezeigt. Wir haben bestimmt 2 Stunden über seine 6-tägige Reise in’s diktatorisch regierte Nordkorea gesprochen, einfach unglaublich, dass er schonmal dort war. Unfassbar, dass es in Pjöngjang jährlich nur etwa 2000 Touristen gibt. Auch auf den Bildern wirkt es wie eine andere Welt – Propaganda überall, keine Autos, keine Telefone, nur wenige unterdrückte Nordkoreaner…..Um ehrlich zu sein würde ich mir das auch gerne einmal selbst anschauen, so lange Nordkorea noch in dieser Form existiert.

Heute wollte ich dann eigentlich in’s „Royal Museum of Alberta“. Nur irgendwie habe ich mir meine Zeit etwas schlecht eingeteilt. Nach einem ordentlichen Frühstück gegen 11 Uhr morgens machte ich mich 12:30 Uhr auf den Weg zum Museum. Da ich Lust hatte einen Spaziergang zu machen, bin ich dort natürlich hingelaufen. Nunja….um 17:15 Uhr kam ich dann beim Museum an und dessen Öffnungszeiten sind wie folgt: 9 Uhr morgens – 17 Uhr. Natürlich war mir schon gegen 14 Uhr klar, dass ich das Museum heute wohl ausfallen lassen muss wenn ich mir den Weg auf der Karte mal so anschaue, aber dennoch wollte ich es wenigstens von außen sehen. Da ich als ich am Museum ankam, immernoch in Spaziergang-Stimmung war, bin ich einfach noch weiter durch komplett Downtown gelaufen und auf der anderen Flussseite wieder aus der Innenstadt raus. Laut GoogleMaps bin ich heute unglaubliche 20,6km zu Fuß gelaufen und kam dementsprechend erst im dunkeln wieder bei Dave’s Wohnung an. War echt ein guter Tag und ich hab eine ganze Menge von Edmonton gesehen – vorallem mal die Skyline bei Nacht.




Leider etwas unscharf, sieht aber dennoch gut aus wie ich finde.

Jetzt sitz’ ich gerade auf der Couch und gönn’ meinen Füßen eine Pause. Der Rest des Tages wird vermutlich gemütlich gefaulenzt. Für’s Wochenende hab ich noch keine expliziten Pläne, ich weiß aber, dass Leon vermutlich für einen Tag nach Edmonton kommen wollte. Mal sehen was daraus wird.

Für die, die es noch nicht bemerkt haben, es gibt an der rechten Seite eine neue Sektion namens "cities visited". Auf der Map kann mein Weg nun sogar visuell verfolgt werden. GoogleMaps ist schon was schönes.

Gruß nach Deutschland

F.Z





Montag, 11. Oktober 2010

Die Flucht

Seit Tagen habe ich mir den Montag herbeigewünscht. Auch wenn es im Blog eher so rüber kam, als wäre es auf der Farm gar nicht so übel, muss ich gestehen, dass ich mich mit meinen Beiträgen ziemlich zurück gehalten habe. Besonders die letzten Tage habe ich extrem gehasst. Nicht nur, dass die Arbeit so unglaublich langweilig und beschissen ist, ich konnte die ganze Familie kein Stück leiden. Besonders die Mutter war ein ganz übles Vieh, so behandelte sie die freiwilligen Arbeiter einfach nur wie den letzten Dreck und lies ständig den „big boss“ raushängen. Wie oft stand ich kurz davor ihr mal so richtig die Meinung zu geigen, zog dann aber dennoch zurück, da ich genau wusste wusste, dass die darauffolgenden Tage dann noch beschissener werden würden. Ständig wurde man von ihr in einem herabwürdigen Ton angemeckert, man solle dies und jenes nicht tun.

Um nun mal etwas detaillierter zu werden: Wenn ich mal länger als 20 Minuten im richtigen Haus saß um W-Lan zu benutzen wurde ich sofort angelabert, dass ich gefälligst nicht den ganzen Tag da rumhocken soll, da ich dort ja nicht wohne. Als ich einen Tag mal nicht das ekelhafte Mittagessen gegessen habe, sondern stattdessen in mein „Loch“ gegangen bin, um das Brot zu essen, das mir für’s Frühstück gegeben wurde, wurde ich extrem angelabert, dass ich gefälligst das Essen essen soll, das auf den Tisch kommt – das Brot und der beschissene Käse den ich bekommen habe darf ich nur zum Frühstück essen. Außerdem flogen im ganzen Haus dauernd diese scheiss Vögel durch’s Haus und saßen sogar mit am Tisch.


Das Bett, eine Luftmatratze, war bei meiner Ankunft immernoch von vorherigen Gästen bezogen und war sehr fusselig. Das Wasser, das aus dem Wasserhahn kam, stank unglaublich nach Schwefel (selber Geruch wie faule Eier) und vor der Dusche im Wohncontainer nebenan, hab’ ich glatt Maden entdeckt….. Denke das sollte genügen, um euch einen Eindruck von meiner letzten Woche zu verschaffen....

Da mir klar war, dass ich das mit Sicherheit keine 3 Wochen mitmachen würde, habe ich Freitag einen Freund aus Edmonton gebeten mich doch bitte am Montag morgen abzuholen. Vorher habe ich noch Couchsurfer aus Edmonton kontaktiert und direkt bei dem Ersten hat es direkt für 7 Tage couchsurfing geklappt. Ich habe der Familie auf der Farm natürlich nicht vorher bescheid gegeben, dass ich Montag abhauen würde, da ich keine Ahnung hatte was sie sonst machen würden. Ich entschied mich also dazu ihnen 10 Minuten vor meiner Abreise bescheid zu geben. Gesagt – getan. Es lief dann auch alles sehr reibungslos und heute um 10 Uhr morgens war der Horror dann vorüber….

Zu WWOOFING kann ich nur soviel sagen, dass ich vermutlich ziemlich viel Pech gehabt habe mit meinen Hosts…auch wenn es eine ziemlich miese Erfahrung war, so war es dennoch irgendwie eine Erfahrung für’s Leben.

Um 11 Uhr sind wir dann etwa in Edmonton angekommen und gegen 12 war ich dann bei meinem Couchsurfing Host. Sein Name ist Dave und was soll ich sagen, die Bude hier ist einfach ein nur erstklassig: Extrem geräumig, eigenes sauberes Zimmer mit Bett, sehr schnelles W-Lan und nur 2 Blocks von der „Party-Meile“ entfernt. Da Dave heute den ganzen Tag über in Calgary einen Freund besucht, habe ich ihn noch nicht wirklich kennenlernen können, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er super drauf ist. Er lebte schon in 9 verschiedenen Ländern der Erde (jeweils mindestens 3 Monate) und hat irgendwie schon 56 unterschiedliche Länder besucht - ein wahrer Reise-Veteran. Genau wie in Vancouver wurden mir auch dieses mal ohne zu zögern einfach die Hausschlüssel in die Hand gedrückt, was soll man dazu sagen, es ist einfach seine super Gemeinschaft die sehr auf Vertrauen basiert. Wenn ihr jemals die Möglichkeit habt, einmal irgendwo auf einer Couch zu „surfen“ (www.couchsurfing.org) dann nutzt diese Gelegenheit! Ist auf jeden Fall eine unvergessliche Erfahrung.

Da ich ab ca. 13 Uhr alleine war, entschied ich mich erstmal Edmonton auf eigene Faust zu erkunden. Im Vergleich zu Vancouver scheint Edmonton eine sehr triste, naturarme Stadt zu sein – sehr im stil einer US-amerikanischen Großstadt mit vielen Industriegebieten. Ist aber auch nicht weiter verwunderlich, da Edmonton die „Ölstadt“ Kanadas ist. Etwa 3-4 Stunden nördlich von Edmonton gibt es nämlich die zweitgrößten Erdölvorkommen der Welt. Ich bin auf jeden Fall erstmal den Saskatchewan (ein riesiger Fluss) entlang gewandert und letztendlich in Downtown gelandet. Dafür, dass Edmonton die Hauptstadt Albertas ist, war es heute einfach unglaublich leer in Downtown. Ich glaube ich habe an manchen Tagen mehr Leute durch Heide laufen sehen als heute durch Edmonton. Aber das liegt vermutlich daran, dass heute auch noch nationaler Feiertag in Kanada ist. (Thanksgiving)


Nächste Woche möchte ich gerne noch nach Saskatoon und Regina reisen bevor es wieder zurück nach Lake Louise geht. Mal’ schauen was daraus wird!

Ich habe nun endlich alle Bilder der letzten Wochen in verschiedenen Ordnern hochgeladen.

Da ich desöfteren über meine Beiträge nachdenke und mir nicht ganz sicher bin was besser ist, werfe ich die Frage einfach mal in den Raum: Lieber eher kurze und häufige Beiträge (ca. alle 2 Tage) oder lange, eventuell tiefsinniger mit Bildern? (ca. 4 Tage) Die 800-1000 Wörter Beiträge die ich bisher (fast) immer geschrieben habe, benötigen meist einfach sehr viel Zeit, aber ich habe das Gefühl, dass diese auch einfach besser sind.


Einen besonderen Gruß widme ich mit diesem Bild meiner Familie.

Genießt die Fotos, sind ein paar ziemlich gute dabei.

Gruß aus Edmonton

F. Zirkelbach





Samstag, 9. Oktober 2010

Nicht viel Neues

Die letzten Tage waren ziemlich öde. Die Arbeit, sowie die Umgebung hier ist sehr einseitig und stumpf. Die meiste Zeit der Arbeit habe ich damit verbracht die altbekannten Karotten aus der Erde zu holen und diese danach zu schneiden und waschen. Denke jeder von euch kann sich vorstellen was für ein aufregender Job das ist……Mittwoch Abend stand dann noch ein Spezial-Job an: 105 Truthähne mussten auf einen rostigen alten Anhänger mit Käfigen geladen werden. Eine wirklich schreckliche Aufgabe wenn man ein Tierfreund ist und die 10-18kg schweren Truthähne quasi auf die Todesreise schickt…..aber was soll man machen – Sonntag ist schließlich Thanksgiving in Kanada…..

„Bearbeitet“ wurden die wirklich riesigen Vögel etwa 250km nord-östlich von Edmonton. Ich habe mich nacher dazu bereit erklärt die „fertigen“ Truthähne am Freitag Abend mit abzuholen. Die Fahrt zog sich super lange hin und wir kamen dort erst gegen 22 Uhr an. Die meisten Schlachthöfe rund um Alberta wurden irgendwie von der Regierung geschlossen, weil sie zu faul waren dort überall Inspektoren vorbeizuschicken. Man entschied sich also dazu immer nur einen Schlachthof für einen Radius von etwa 300km zu haben. Naja – genug von diesen blutigen Geschichten….

Donnerstag Abend war dann quasi mal das Highlight der Woche. Meine 2 Mitarbeiter, ein Farmer von nebenan und ich entschieden uns dazu zu einer Bar etwa 10km entfernt zu fahren. Ich konnte meinen Augen nicht trauen als ich die Preise für die Getränke sah: In Vancouver und Lake Louise hat man für einen Pitcher Bier gut und gerne mal $18 gezahlt, hier waren es nur $9. Dementsprechend viel habe ich dann natürlich auch getrunken, was sich nächsten Tag morgens um halb 8 auf dem Feld bemerkbar machte……Ich sags mal so, es ist wirklich kein Spaß, verkatert in der morgendlichen Kälte auf einem Karottenfeld rumzukriechen.

Da das Internet hier einfach nur grottenschlecht ist, kommen Einträge von hier leider auch nur sehr unregelmäßig. Ähnlich schaut es mit den Bildern der vergangenen 1-2 Wochen aus….mit der Verbindung kann ich einfach keine Bilder uploaden. Sorry.

Ein Wunder das Skype noch teilweise manchmal funktioniert. Falls jemand von euch gerne mal mit mir skypen möchte, (Teamspeak oder Ventrilo würde unter Umständen natürlich auch gehen) kann gerne seinen Nick in die Kommentare schreiben oder einfach bei ICQ oder Facebook eine Nachricht an mich schicken.

Würde mich sehr freuen mal wieder eine Stimme aus der Heimat zu hören.

- Trulli





Dienstag, 5. Oktober 2010

Nichts, außer Karotten

So, mittlerweile bin ich nicht mehr in Lake Louise, sondern etwa 35km süd-östlich von Edmonton entfernt. Nachdem ich vorgestern eine Farm gefunden habe die mich „aufnimmt“, hatte ich einfach mal die glorreiche Idee den Greyhound-Bus nachts um 03:25 Uhr zu nehmen. Ich entschloss mich also bis dahin einfach wach zu bleiben um gut im Bus schlafen zu können – schließlich lagen ca. 8 ½ Stunden Fahrt vor mir. Ein fataler Fehler wie sich später herausstellte. Nach etwa 2 Stunden kamen wir in Calgary an, wo ich erstmal umsteigen durfte und noch ca. eine weitere Stunde am Busbahnhof verbringen musste. Ich dachte mir aber, dass ich danach ja dann sicher noch gut schlafen kann, waren ja noch etwas weniger als 5 Stunden bis Leduc. Als nahezu alle Passagiere im Bus saßen, fehlten nur noch 3 Gäste und was für Personen waren das natürlich? Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern. Am besten fand ich auch noch, dass diese genau neben mir Platz nahmen. War eine super Busfahrt kann ich euch sagen!

Gegen 11:30 Uhr bin ich dann relativ erschöpft in Leduc angekommen. Dort wartete der Besitzer der Farm auch schon auf mich. Da die Farm etwas außerhalb liegt, bin ich die nächsten 30 Minuten also wieder schön Auto gefahren. Eine wirklich kleine Farm, nur etwa 4 Hektar groß, erwartete mich am Ende der Reise. Obwohl die Farm so klein ist, wird hier dennoch so einiges erzeugt: Sellerie, Kartoffeln, Truthahn, Enten – sowie deren Eier und natürlich Karotten….. Ich hab’ keine Ahnung wieviele Kilo Karotten ich in den letzten 2 Tagen in der Hand hatte, aber es waren unglaublich viele. Nachdem ich gestern meine Sachen kurz in eine kleine Holzhütte gebracht habe, ging die Arbeit auch schon los. Von 12 Uhr bis etwa 17:30 Uhr war es mein Job die langen grünen Stiele der Karotten mit einer Schere abzuschneiden. Geschlafen hatte ich bis dahin natürlich noch keine Minute. Gegen 18:30 Uhr gab es dann noch Curry zum Abendessen und bin dann einfach mal um 20 Uhr in meiner Hütte eingeschlafen.

Es ist übrigens wirklich eine kleine Holzhütte mit 2 Betten drin. Ich teil’ mir die Hütte mit einem 22-jährigen Inder, welcher den Nachnamen Singh trägt. Danny, er ist übrigens ein echter Inder der 15 Jahre lang in Punjab gelebt hat und zu den 2% lebenden Sikh’s in Indien gehört. Achja, nur nebenbei, eine meiner Mitbewohnerin in Lake Louise war auch Inderin und auch sie trug den Nachnamen Singh. Ich glaub mittlerweile, dass das kein Nachname ist, sondern eher eine Bezeichnung für Inder die das Land verlassen haben.

Heute morgen hieß es dann gegen halb 8 morgens aufstehen um sich wieder um die guten alten Karotten zu kümmern. Es war heute aber wesentlich abwechslungsreicher: 3 von 7 Stunden meiner Arbeit habe ich die Karotten dieses Mal selbst vom Feld geerntet. Wie ihr euch denken könnt, habe ich die restlichen 4 Stunden damit verbracht sie wieder mit einer Schere zu bearbeiten.

Abgesehen von der Familie und dem Inder lebt hier noch eine britische Wissenschaftlerin die echt super drauf. Sie macht gerade so etwas wie ihren Doktor in Agrarwissenschaften und ist deshalb größtenteils zum Forschen hier. Außerdem kommt zwei bis drei Mal ein anderer Deutscher aus Edmonton vorbei der bei der Arbeit hilft. Seine Frau hat momentan eine Gastprofessur an der Uni in Edmonton. Auch ein wirklich sehr netter Mensch mit dem man viel reden und lachen kann.

Im Großen und Ganzen ist es eigentlich ganz ok hier. Ich arbeite jetzt jeden Tag 6-7 Stunden und bekomme dafür freie Unterkunft sowie Frühstück, Mittag und Abendessen. Es fühlt sich dennoch ein wenig so an als wäre man eine Art osteuropäischer Gastarbeiter. Das Internet funktioniert leider nur im Haupthaus und einen Fernseher gibt es auch nicht. Da ich leider keine Bücher dabei habe, werden das vermutlich sehr langweilige Abende werden in den nächsten Tagen bzw. Wochen. Im Prinzip könnte ich also auch 12 Stunden pro Tag arbeiten – es gibt sowieso nichts großartig anderes zu tun.

Am Samstag ist in Edmonton eine Art Wochenmarkt auf dem wir auch Gemüse und Enteneier verkaufen werden. Nachdem der Truck beladen ist, habe ich den restlichen Tag frei und kann dann vermutlich 6 Stunden lang Edmonton erkunden. Ich will in der Zeit unbedingt die ehemals größte Mall Nordamerikas sehen, sowie vermutlich 1-2 günstige Bücher kaufen.

Ist irgendwie ganz interessant mal auf so einer Farm zu arbeiten und sein Essen selbst aus der Erde zu ziehen. Ich bin mir aber zu 100% sicher, dass ich sowas nicht mein Leben lang machen wollen würde, dennoch ist es definitiv eine Erfahrung wert. Wie lang ich bleiben werde weiß ich noch nicht, aber da mein Job in Lake Louise am 1.11 anfängt werden es definitiv nicht mehr als 3 Wochen werden.

Ich werde demnächst wieder Bilder uploaden, unter anderem von meiner „Hütte“ und den 500 Truthähnen.


Schöne Grüße vom Neubauer





Freitag, 1. Oktober 2010

Ein Traum wird wahr

Immer habe ich mir gewünscht mal eine längere Zeit in einem echten Skigebiet zu verbringen, es scheint als würde es dieses Jahr endlich klappen. Donnerstag habe ich die heiß ersehnte E-Mail des Ski Resorts bekommen, dass ich den Job für die Ski-Saison 2010/2011 bekomme. Es steht somit fest, dass ich ab dem 1. November bis ca. April oder Anfang Mai im Ski Resort in Lake Louise arbeiten werde. Die Position als Line bzw. Preperation Cook ist zwar nicht eine Traumanstellung, aber etwas besseres gab’s eigentlich auch nicht. Leon hat seinen Job übrigens auch bekommen und kann bald endlich aufhören mehrere Stunden pro Tag Werbeschilder für einen ranzigen Klamottenladen in Calgary hochzuhalten.


Wenn alles so klappt wie wir es uns vorstellen, werden wir ab dem 30. Oktober in der selben Wohngemeinschaft, sowie sogar im selben Zimmer leben. Die Unterkunft unten im Tal stammt direkt vom Ski Resort und ist mit $8 pro Nacht ziemlich günstig.

Was genau ich jedoch in diesem Monat mache bis es endlich los geht, weiß ich noch nicht so genau. Ich hoffe, dass die diversen Farmer die ich angeschrieben hab bald mal antworten und ich die Zeit dann auf einer Farm verbringen kann. Heute musste ich übrigens auch aus der WG ausziehen, da eine Angestellte des Sportgeschäfts mein Zimmer beziehen will. Glücklicherweise ist die Mitbewohnerin von Chris mittlerweile auch ausgezogen und ich kann erstmal wieder nebenan einziehen.

Ich hoffe, dass der nächste Eintrag von einer Farm kommt und freue mich auf eine hoffentlich sehr geile Wintersaison!

Gruß,

Trulli