Dienstag, 5. Oktober 2010

Nichts, außer Karotten

So, mittlerweile bin ich nicht mehr in Lake Louise, sondern etwa 35km süd-östlich von Edmonton entfernt. Nachdem ich vorgestern eine Farm gefunden habe die mich „aufnimmt“, hatte ich einfach mal die glorreiche Idee den Greyhound-Bus nachts um 03:25 Uhr zu nehmen. Ich entschloss mich also bis dahin einfach wach zu bleiben um gut im Bus schlafen zu können – schließlich lagen ca. 8 ½ Stunden Fahrt vor mir. Ein fataler Fehler wie sich später herausstellte. Nach etwa 2 Stunden kamen wir in Calgary an, wo ich erstmal umsteigen durfte und noch ca. eine weitere Stunde am Busbahnhof verbringen musste. Ich dachte mir aber, dass ich danach ja dann sicher noch gut schlafen kann, waren ja noch etwas weniger als 5 Stunden bis Leduc. Als nahezu alle Passagiere im Bus saßen, fehlten nur noch 3 Gäste und was für Personen waren das natürlich? Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern. Am besten fand ich auch noch, dass diese genau neben mir Platz nahmen. War eine super Busfahrt kann ich euch sagen!

Gegen 11:30 Uhr bin ich dann relativ erschöpft in Leduc angekommen. Dort wartete der Besitzer der Farm auch schon auf mich. Da die Farm etwas außerhalb liegt, bin ich die nächsten 30 Minuten also wieder schön Auto gefahren. Eine wirklich kleine Farm, nur etwa 4 Hektar groß, erwartete mich am Ende der Reise. Obwohl die Farm so klein ist, wird hier dennoch so einiges erzeugt: Sellerie, Kartoffeln, Truthahn, Enten – sowie deren Eier und natürlich Karotten….. Ich hab’ keine Ahnung wieviele Kilo Karotten ich in den letzten 2 Tagen in der Hand hatte, aber es waren unglaublich viele. Nachdem ich gestern meine Sachen kurz in eine kleine Holzhütte gebracht habe, ging die Arbeit auch schon los. Von 12 Uhr bis etwa 17:30 Uhr war es mein Job die langen grünen Stiele der Karotten mit einer Schere abzuschneiden. Geschlafen hatte ich bis dahin natürlich noch keine Minute. Gegen 18:30 Uhr gab es dann noch Curry zum Abendessen und bin dann einfach mal um 20 Uhr in meiner Hütte eingeschlafen.

Es ist übrigens wirklich eine kleine Holzhütte mit 2 Betten drin. Ich teil’ mir die Hütte mit einem 22-jährigen Inder, welcher den Nachnamen Singh trägt. Danny, er ist übrigens ein echter Inder der 15 Jahre lang in Punjab gelebt hat und zu den 2% lebenden Sikh’s in Indien gehört. Achja, nur nebenbei, eine meiner Mitbewohnerin in Lake Louise war auch Inderin und auch sie trug den Nachnamen Singh. Ich glaub mittlerweile, dass das kein Nachname ist, sondern eher eine Bezeichnung für Inder die das Land verlassen haben.

Heute morgen hieß es dann gegen halb 8 morgens aufstehen um sich wieder um die guten alten Karotten zu kümmern. Es war heute aber wesentlich abwechslungsreicher: 3 von 7 Stunden meiner Arbeit habe ich die Karotten dieses Mal selbst vom Feld geerntet. Wie ihr euch denken könnt, habe ich die restlichen 4 Stunden damit verbracht sie wieder mit einer Schere zu bearbeiten.

Abgesehen von der Familie und dem Inder lebt hier noch eine britische Wissenschaftlerin die echt super drauf. Sie macht gerade so etwas wie ihren Doktor in Agrarwissenschaften und ist deshalb größtenteils zum Forschen hier. Außerdem kommt zwei bis drei Mal ein anderer Deutscher aus Edmonton vorbei der bei der Arbeit hilft. Seine Frau hat momentan eine Gastprofessur an der Uni in Edmonton. Auch ein wirklich sehr netter Mensch mit dem man viel reden und lachen kann.

Im Großen und Ganzen ist es eigentlich ganz ok hier. Ich arbeite jetzt jeden Tag 6-7 Stunden und bekomme dafür freie Unterkunft sowie Frühstück, Mittag und Abendessen. Es fühlt sich dennoch ein wenig so an als wäre man eine Art osteuropäischer Gastarbeiter. Das Internet funktioniert leider nur im Haupthaus und einen Fernseher gibt es auch nicht. Da ich leider keine Bücher dabei habe, werden das vermutlich sehr langweilige Abende werden in den nächsten Tagen bzw. Wochen. Im Prinzip könnte ich also auch 12 Stunden pro Tag arbeiten – es gibt sowieso nichts großartig anderes zu tun.

Am Samstag ist in Edmonton eine Art Wochenmarkt auf dem wir auch Gemüse und Enteneier verkaufen werden. Nachdem der Truck beladen ist, habe ich den restlichen Tag frei und kann dann vermutlich 6 Stunden lang Edmonton erkunden. Ich will in der Zeit unbedingt die ehemals größte Mall Nordamerikas sehen, sowie vermutlich 1-2 günstige Bücher kaufen.

Ist irgendwie ganz interessant mal auf so einer Farm zu arbeiten und sein Essen selbst aus der Erde zu ziehen. Ich bin mir aber zu 100% sicher, dass ich sowas nicht mein Leben lang machen wollen würde, dennoch ist es definitiv eine Erfahrung wert. Wie lang ich bleiben werde weiß ich noch nicht, aber da mein Job in Lake Louise am 1.11 anfängt werden es definitiv nicht mehr als 3 Wochen werden.

Ich werde demnächst wieder Bilder uploaden, unter anderem von meiner „Hütte“ und den 500 Truthähnen.


Schöne Grüße vom Neubauer





3 Kommentare:

  1. Dann biste ja bald Karottenexperte :P

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  2. jo trull
    hört sich ja interessant an! erst recht das, mit der heißen professorin^^
    gib ma pls deine handynummer, will dich mal anrufen
    mfg torben ;)
    torbenjoh90@web.de

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