Montag, 11. Oktober 2010

Die Flucht

Seit Tagen habe ich mir den Montag herbeigewünscht. Auch wenn es im Blog eher so rüber kam, als wäre es auf der Farm gar nicht so übel, muss ich gestehen, dass ich mich mit meinen Beiträgen ziemlich zurück gehalten habe. Besonders die letzten Tage habe ich extrem gehasst. Nicht nur, dass die Arbeit so unglaublich langweilig und beschissen ist, ich konnte die ganze Familie kein Stück leiden. Besonders die Mutter war ein ganz übles Vieh, so behandelte sie die freiwilligen Arbeiter einfach nur wie den letzten Dreck und lies ständig den „big boss“ raushängen. Wie oft stand ich kurz davor ihr mal so richtig die Meinung zu geigen, zog dann aber dennoch zurück, da ich genau wusste wusste, dass die darauffolgenden Tage dann noch beschissener werden würden. Ständig wurde man von ihr in einem herabwürdigen Ton angemeckert, man solle dies und jenes nicht tun.

Um nun mal etwas detaillierter zu werden: Wenn ich mal länger als 20 Minuten im richtigen Haus saß um W-Lan zu benutzen wurde ich sofort angelabert, dass ich gefälligst nicht den ganzen Tag da rumhocken soll, da ich dort ja nicht wohne. Als ich einen Tag mal nicht das ekelhafte Mittagessen gegessen habe, sondern stattdessen in mein „Loch“ gegangen bin, um das Brot zu essen, das mir für’s Frühstück gegeben wurde, wurde ich extrem angelabert, dass ich gefälligst das Essen essen soll, das auf den Tisch kommt – das Brot und der beschissene Käse den ich bekommen habe darf ich nur zum Frühstück essen. Außerdem flogen im ganzen Haus dauernd diese scheiss Vögel durch’s Haus und saßen sogar mit am Tisch.


Das Bett, eine Luftmatratze, war bei meiner Ankunft immernoch von vorherigen Gästen bezogen und war sehr fusselig. Das Wasser, das aus dem Wasserhahn kam, stank unglaublich nach Schwefel (selber Geruch wie faule Eier) und vor der Dusche im Wohncontainer nebenan, hab’ ich glatt Maden entdeckt….. Denke das sollte genügen, um euch einen Eindruck von meiner letzten Woche zu verschaffen....

Da mir klar war, dass ich das mit Sicherheit keine 3 Wochen mitmachen würde, habe ich Freitag einen Freund aus Edmonton gebeten mich doch bitte am Montag morgen abzuholen. Vorher habe ich noch Couchsurfer aus Edmonton kontaktiert und direkt bei dem Ersten hat es direkt für 7 Tage couchsurfing geklappt. Ich habe der Familie auf der Farm natürlich nicht vorher bescheid gegeben, dass ich Montag abhauen würde, da ich keine Ahnung hatte was sie sonst machen würden. Ich entschied mich also dazu ihnen 10 Minuten vor meiner Abreise bescheid zu geben. Gesagt – getan. Es lief dann auch alles sehr reibungslos und heute um 10 Uhr morgens war der Horror dann vorüber….

Zu WWOOFING kann ich nur soviel sagen, dass ich vermutlich ziemlich viel Pech gehabt habe mit meinen Hosts…auch wenn es eine ziemlich miese Erfahrung war, so war es dennoch irgendwie eine Erfahrung für’s Leben.

Um 11 Uhr sind wir dann etwa in Edmonton angekommen und gegen 12 war ich dann bei meinem Couchsurfing Host. Sein Name ist Dave und was soll ich sagen, die Bude hier ist einfach ein nur erstklassig: Extrem geräumig, eigenes sauberes Zimmer mit Bett, sehr schnelles W-Lan und nur 2 Blocks von der „Party-Meile“ entfernt. Da Dave heute den ganzen Tag über in Calgary einen Freund besucht, habe ich ihn noch nicht wirklich kennenlernen können, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er super drauf ist. Er lebte schon in 9 verschiedenen Ländern der Erde (jeweils mindestens 3 Monate) und hat irgendwie schon 56 unterschiedliche Länder besucht - ein wahrer Reise-Veteran. Genau wie in Vancouver wurden mir auch dieses mal ohne zu zögern einfach die Hausschlüssel in die Hand gedrückt, was soll man dazu sagen, es ist einfach seine super Gemeinschaft die sehr auf Vertrauen basiert. Wenn ihr jemals die Möglichkeit habt, einmal irgendwo auf einer Couch zu „surfen“ (www.couchsurfing.org) dann nutzt diese Gelegenheit! Ist auf jeden Fall eine unvergessliche Erfahrung.

Da ich ab ca. 13 Uhr alleine war, entschied ich mich erstmal Edmonton auf eigene Faust zu erkunden. Im Vergleich zu Vancouver scheint Edmonton eine sehr triste, naturarme Stadt zu sein – sehr im stil einer US-amerikanischen Großstadt mit vielen Industriegebieten. Ist aber auch nicht weiter verwunderlich, da Edmonton die „Ölstadt“ Kanadas ist. Etwa 3-4 Stunden nördlich von Edmonton gibt es nämlich die zweitgrößten Erdölvorkommen der Welt. Ich bin auf jeden Fall erstmal den Saskatchewan (ein riesiger Fluss) entlang gewandert und letztendlich in Downtown gelandet. Dafür, dass Edmonton die Hauptstadt Albertas ist, war es heute einfach unglaublich leer in Downtown. Ich glaube ich habe an manchen Tagen mehr Leute durch Heide laufen sehen als heute durch Edmonton. Aber das liegt vermutlich daran, dass heute auch noch nationaler Feiertag in Kanada ist. (Thanksgiving)


Nächste Woche möchte ich gerne noch nach Saskatoon und Regina reisen bevor es wieder zurück nach Lake Louise geht. Mal’ schauen was daraus wird!

Ich habe nun endlich alle Bilder der letzten Wochen in verschiedenen Ordnern hochgeladen.

Da ich desöfteren über meine Beiträge nachdenke und mir nicht ganz sicher bin was besser ist, werfe ich die Frage einfach mal in den Raum: Lieber eher kurze und häufige Beiträge (ca. alle 2 Tage) oder lange, eventuell tiefsinniger mit Bildern? (ca. 4 Tage) Die 800-1000 Wörter Beiträge die ich bisher (fast) immer geschrieben habe, benötigen meist einfach sehr viel Zeit, aber ich habe das Gefühl, dass diese auch einfach besser sind.


Einen besonderen Gruß widme ich mit diesem Bild meiner Familie.

Genießt die Fotos, sind ein paar ziemlich gute dabei.

Gruß aus Edmonton

F. Zirkelbach





3 Kommentare:

  1. Jungejunge, da haste aber echt Pech gehabt. Klingt ja furchtbar... Hoffe, dir geht's sonst gut & du hast nix von der Farm mitgenommen (Maden, Schwefel...).

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  2. Achja – und Edmonton ist nicht die aufregendste Stadt... Ich sag nur: Pack die Badehose ein, […] und dann nichts wie raus zur West Edmonton Mall... ;-)

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  3. Endlich weg vom Fleck was? :)
    Ich bin eindeutig für die längeren Beiträge.

    Grüße aus der "Heimat"

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